Unsere Waldpädagogik

Förderschwerpunkte im Wald

In unserer Waldgruppe „Wühlmäuse“ werden etliche zusätzliche Komeptenzen gefördert.

 Unser Bild vom Kind

Die Entwicklung der Kinder bestmöglich zu fördern, steht im Mittelpunkt unserer Arbeit. Die Erzieherinnen nehmen die Kinder in ihren Lebenssituationen, ihrer Entwicklung und ihren Bedürfnissen individuell wahr. Wir verstehen uns als Begleiter und Unterstützer der Kinder. Ihnen wird die Möglichkeit gegeben, einen sorgsamen Umgang mit sich selbst, als auch mit anderen und der Natur zu üben. Sie werden als vollständige und kompetente Personen gesehen. Das pädagogische Personal traut den Kindern etwas zu, nimmt sie ermst und begegnet ihnen mit Wertschätzung.

Im Waldkindergarten liegt uns die Übermittlung von Werten besonders am Herzen. Dazu braucht es Zuwendung, Vertrauen, Ermutigung und Liebe.
Wenn Kinder sich angenommen und geborgen fühlen, können sie sich in ihrer ganzen Persönlichkeit entfalten.

Freispiel

Uns ist das Freispiel sehr wichtig, weil die Kinder diese Zeit brauchen um sich untereinander zu organisieren und sich in ihrem Spiel auszuleben. Sie suchen sich ihre Spielkameraden und Spielmaterialien selbständig aus. Ebenso müssen sie über die Ansichten, Wünsche und Bedürfnisse miteinander verhandeln. Die Kinder entwerfen gegenseitig ihr eigenes Weltbild und die Rolle die sie selbst darin spielen wollen (Selbstbild). Hier wird mit Hilfe eines Tuches ein Tipi aufgebaut, der Holzklotz wird zu einem Fernseher, ein Stein zum Herd, eine Astgabel zum Pflug. Die Kinder verwandeln sich zu Tiere, Köche, Vater, Mutter, Kind. Wenn ihr Kind aus dem Kindergarten kommt und erzählt:“ Heute haben wir nur gespielt,“ da hat es wahrscheinlich sehr viel gelernt. Im Spiel haben die Kinder die größte Möglichkeit sich alles anzueignen und ihre Umwelt zu erforschen. Erfahrungen, die die Kinder selbständig erarbeitet haben, werden sie sich ihr ganzes Leben bewahren. Nur Kinder können „spielen“, sie sind die Spielexperten. Diese wichtige Zeit kann niemals nachgeholt werden.

Integration im Wald

Die Integration ist im Wald für Kinder mit Entwicklungsverzögerung, Bewegungsstörung, Beeinträchtigung der Sinneswahrnehmung, verzögerter Sprachentwicklung und Kontaktstörung möglich. Durch eine überschaubare Gruppe können wir gut auf das einzelne Kind eingehen. Eine Erzieherin hat lange Zeit im Sonderpädagogischen Bereich gearbeitet und Fortbildungen besucht. Sie hat Erfahrung in der Einzelintegration im Kindergarten.

Mathematischer Bereich

Kinder begegnen der Mathematik unbefangen und offen. Sie haben ein natürliches Interesse an Formen und Zahlen. Zählen, Vergleichen oder Ordnen sind für sie Tätigkeiten, die mit Spaß, Kreativität und Erfolgserlebnissen verbunden sind.

Der Wald bietet den Kindern zu jeder Zeit eine Vielzahl an Materialien. Hier können die Kinder Blätter vergleichen, sortieren und nach Größe und Form ordnen. Sie erleben den Rhythmus der Natur, lernen Gesetzmäßigkeiten kennen und machen bereits im Kindesalter die Erfahrung von Beständigkeit, Verlässlichkeit und Wiederholbarkeit. Beim Konstruieren eines Tipis müssen sie auf die Länge und Stärke eines Stockes achten. Experimente ergeben sich im Wald häufig von selbst und werden auch von uns angeboten.

Motorik

Kinder haben ein enormes Bedürfnis sich zu bewegen. Sie müssen die Welt durchmessen – erlaufen, erspringen, erklettern – und sie müssen auf die Welt einwirken – zerstörend und aufbauend, um zu begreifen. Denn das Kennenlernen der Welt geschieht über Tasten, Fühlen, Anfassen, Sehen, Riechen.

In unserer Gesellschaft wird diesem kindlichen Grundbedürfnis leider wenig Rechnung getragen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass „Kinder, die an reinen Bewegungsförderungsprogrammen teilnahmen, auch in Intelligenztests bessere Ergebnisse erzielten.“ Genauso sind Bewegung, Sprachentwicklung und logisches Denken miteinander verbunden, wie die moderne Hirnforschung belegt.

Auch Gefühle bringen die Kinder durch Bewegung zum Ausdruck. Sie hüpfen vor Freude, stampfen wütend auf den Boden, ziehen sich ängstlich oder traurig zurück. Dazu brauchen sie Raum und eine Atmosphäre, die zulassen und erlauben, dass sie sich so bewegen können, wie es ihnen im Moment zu Mute ist. Durch Bewegung kommt es natürlich auch zu einer gesunden körperlichen Entwicklung. Muskelgewebe wird aufgebaut, die Organe wie z.B. das Herz-Kreislaufsystem werden beansprucht und dadurch leistungsfähig, und das Immunsystem wird gestärkt; vielfältigen Krankheiten und Haltungsschäden wird vorgebeugt; die Gesundheit wird gefördert.

Die Natur/der Wald bietet den Kindern einen fast unbegrenzten Raum sich frei zu bewegen. Ungehindert können die Kinder ihrem Bewegungsdrang folgen. Sie können rennen, springen, auf allen vieren gehen, klettern, balancieren, sich rollen, … So wird bei den Kindern auf ganz natürliche Art der Spaß, die Freude und Lust an der Bewegung erhalten bzw. gefördert. Sie lernen ihren Körper und ihre Kraft kennen. Die Kinder regen und spornen sich gegenseitig an, Neues zu probieren und zu wagen. Sie werden durch keinen Erwachsenen angehalten Bewegungsabläufe zu üben, zu denen sie noch nicht in der Lage sind. Dies erspart viel Enttäuschung und auch die verheerende Einstellung: „Ich kann nicht“. Ist das Kind von sich aus zu Neuem bereit, so entwickelt es auch die Kraft, den Willen und die Ausdauer zum Wagen und Üben. Und so kann das Vorhaben gelingen. Solches lust- und freudvolle Experimentieren mit Bewegung bringt dem Kind Selbstvertrauen, festigt oder korrigiert das Selbstbild und erweitert das Spektrum an Bewegungsmöglichkeiten.

Bewegung im Wald und in der Natur bietet durch die Unebenheit des Bodens und der natürlichen Hindernisse ein weiteres unschätzbar wertvolles Übungsfeld.

Naturwissenschaft

Kinder zeigen hohes Interesse an Alltagsphänomenen. Sie sind bestrebt nachzuforschen und herauszufinden „warum das so ist“. Sie haben Spaß und Freude am Beobachten, Experimentieren und Forschen. Großes Forscherinteresse gilt dem Wasser, der Luft, der Erde und Wetterphänomenen, dem Feuer, den Pflanzen, den Bäumen und Tieren…. Im Wald erhält das Kind einen großen Einblick in naturwissenschaftliche Themen: Vorgänge in der Umwelt, wie zum Beispiel Licht, Schatten, Sonnenstand und Wetter. Oder verschiedene Naturmaterialien sammeln, sortieren ordnen benennen und beschreiben. Kurz und längerfristige Veränderungen in der Natur beobachten, vergleichen und beschreiben und mit ihnen vertraut werden (zum Beispiel Wetterveränderungen, Jahreszeiten, Naturkreisläufe).

Phantasie und Kreativität

Der Wald gewährleistet den Kindern einen genügend großen Raum zum Ausleben Ihrer Phantasie und Kreativität. Im Waldkindergarten gibt es kein vorgefertigtes Spielzeug. Die Mädchen und Jungen entwickeln ihre Spielideen ständig neu und ihre Phantasie kennt dabei (fast) keine Grenzen. Das Naturmaterial, das sie in Hülle und Fülle vorfinden, gibt jede Menge Anregungen. Für alle Kinder stehen die gleichen Materialien zur Verfügung und so sind Mädchen und Jungen gleichberechtigte Spielpartner. Der „Abenteuerspielplatz“ Wald wartet mit stets neuen Aufgaben, Experimenten, Beobachtungen und Ideen.

Sozialkompetenz und Selbstwertgefühl

Im Wald wird das soziale Miteinander geschult. Die Kinder sind den ganzen Vormittag als Gruppe unterwegs und kommunizieren viel miteinander. Gemeinsame Erlebnisse stärken das Gruppengefühl und steigern so die Bereitschaft zur gegenseitigen Hilfe und Rücksichtnahme und fördern Kooperationsbereitschaft.

Kompetenzen, die in der heutigen Zeit von immenser Bedeutung sind, wie Rücksichtnahme, Respekt, die eigene Rolle zu erfahren, Zusammengehörigkeitsgefühl, für andere einsetzen, füreinander da sein, Geduld, zuhören, voneinander lernen, Kontaktaufnahme, sich in sozialen Situationen angemessen und erfolgreich verhalten, Höflichkeit, Störungen ignorieren,… werden selbstverständlich.
Im Umgang miteinander und mit der Natur erfahren die Kinder ihre eigenen Grenzen, sowie die der anderen Kinder.
Im Wald gibt es viel Freiraum, aber auch einige, gut begründete Regeln. So werden notwendige Regeln zum Schutz der Kinder und der Natur gelernt.

Der Aufenthalt in der freien Natur fördert die emotionale und geistige Ausgeglichenheit der Kinder. Die Natur wird unmittelbar erlebt und zusammenhängend begriffen. Der behutsame Umgang mit jeder Art von Leben wird erfahren und gelernt. Kinder, die früh einen ethischen Bezug zur Natur entwickeln, werden voraussichtlich im späteren Leben ihre Umwelt als liebens- und schützenswert erachten: „Was ich liebe schütze ich“.

Weiterhin haben die Kinder im Wald auch die Möglichkeit ihr eigenes Selbstwertgefühl zu stärken, indem sie Dinge herstellen und dadurch erfahren, dass sie selbst etwas erreichen können.

Sprachliche Kompetenzen

Von Anfang an versucht das Kind mit seiner Umwelt zu kommunizieren. Sprache kann sich nur in der Interaktion entfalten. Hierbei stehen den Kindern im Wald alle Möglichkeiten zur Verfügung, da sie ohne Kommunikation nur schwer spielen können. Die Sprechfreude wird angeregt, Gefühle und Bedürfnisse werden sprachlich ausgedrückt. Wie schon beschrieben fördert der Wald die Motorik, welche mit der Sprachentwicklung sehr eng verbunden ist. Rollenspiele, Konflikte, Theater; Lieder usw. haben ihren Platz im Wald und fördern die Sprache.

Vorschulerziehung

Wir arbeiten nach dem Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan. Kinder von 5 bis 6 Jahren sind die „Großen“ und übernehmen daher eine andere Verantwortung für sich und die Gruppe als die jüngeren Kinder. Wir entwickeln gemeinsam mit und für unser Vorschulkinder besondere Projekte. Dies können Theaterstücke fürs Sommerfest oder anderen Festen sein. Mit viel Bewegung werden den Kindern die Vorschulthemen, wie phonologisches Bewusstheitstraining, Wahrnehmung und Mathematik näher gebracht.

Alle Exkursionen dürfen unsere Waldkinder mit den Vorschülern vom Kindergarten erleben.

Wahrnehmung

Im Wald werden alle Sinne ganzheitlich gefördert. Der Wind und das Lichtspiel in den Blättern, der Geruch feuchter Erde, Raureif an den Gräsern und das Atmen frischer kühler Luft, all das kann nur vor Ort erlebt werden. Wie an keinem anderen Ort kann man im Wald Stille erfahren. Bewusst Stille zu erleben, verleiht innere Ruhe und Ausgeglichenheit. Zudem beinhaltet der Erfahrungsraum Wald konsequente psychomotorische Entwicklungsförderung durch eine permanente Stimulation der sogenannten „Nahsinne“ Schmecken, Tasten, Fühlen, Riechen; Bewegungs- und Koordinationsförderung. Die Natur trägt zur Förderung der kindlichen Entwicklung bei und macht Kinder stark und mutig fürs Leben, selbständig und selbstbewusst.